Kapitel 3 | Abschnitt 3

Das öffentliche Personal ist die Basis einer funktionierenden Stadt Berlin. Um eine effiziente Verwaltung bereitstellen zu können, müssen die Digitalisierung sowie die strukturellen Reformen im Zusammenspiel mit individuellen Fähigkeiten entwickelt werden. Darüber hinaus soll der öffentliche Dienst in Berlin ein attraktives Arbeitsumfeld für alle Mitarbeitenden bieten.

Personal vorausschauend einsetzen

Die Berliner Verwaltung befindet sich in einer personellen Krise. So ist beispielsweise im Landesamt für Gesundheit jede fünfte Stelle unbesetzt. Hinzu kommt, dass ein Großteil des Personals der Berliner Verwaltung in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen wird.

Gleichzeitig setzt Berlin das vorhandene Personal auch ineffizienter als andere Bundesländer ein: So hat Berlin trotz der Vielzahl unbesetzter Stellen im Durchschnitt der Bundesländer die meisten staatlich Beschäftigten pro 1.000 Einwohnenden[1]. Im Kontext der Umstrukturierung der Berliner Verwaltung (siehe Abschnitt Verwaltungsstruktur) muss daher insbesondere beachtet werden, das Personal dort einzusetzen, wo es gebraucht wird. Dazu planen wir konkret:

  • Damit die Verwaltung mit dem Wandel der Stadt und dem Wachstum der Berliner Bevölkerung mithalten kann, ist es notwendig, unbesetzte Stellen schnellstmöglich mit talentierten Arbeitnehmenden zu besetzen. Momentan dauern Einstellungsverfahren in Berlin zu lange, sodass gerade die besten Bewerber*innen bereits bei anderen Arbeitgebenden eine Stelle finden. Wir befürworten die fortlaufende Digitalisierung des Bewerbungsprozesses und planen weiterhin, die Einstellungsverfahren zu vereinfachen, transparenter zu gestalten und zu beschleunigen.
  • Durch ein behördenübergreifendes Nachbesetzungskonzept soll gefördert werden, dass auslaufende Stellen vorausschauend ausgeschrieben und nicht einfach 1:1 nachbesetzt werden.

Berliner Verwaltung – eine attraktive Arbeitgeberin

Die Berliner Verwaltung hat ein Nachwuchsdefizit. Nur knapp 6 % der Beschäftigten im Landesdienst sind jünger als 30 Jahre. Dies liegt insbesondere an einem veralteten Wertversprechen der Verwaltung und der damit einhergehenden Arbeitsatmosphäre. Das Problem wird dadurch verstärkt, dass Berlin nicht nur Stadtstaat, sondern auch die Hauptstadt Deutschlands ist. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern steht Berlin beim Anwerben neuer Arbeitskräfte daher ständig in Konkurrenz zu Brandenburg und zum Bund. Um zukünftig im Wettbewerb um Nachwuchskräfte zu bestehen und Personalmangel zu bekämpfen, muss die Arbeit im öffentlichen Dienst in Berlin attraktiver werden. Neben positiven Effekten beim Anwerben neuer Arbeitskräfte führt eine steigende Zufriedenheit und Motivation von Mitarbeitenden außerdem zu verbesserter Gesundheit und effizienterer Verwaltungsarbeit.

Folgende Vorhaben sollen die Stadt als Arbeitgeberin attraktiver machen:

  • Die Möglichkeiten der Mitarbeitenden der Verwaltungen, im Homeoffice oder mobil zu arbeiten, müssen ausgebaut werden. Durch flexiblere Arbeitsmöglichkeiten steigt nicht nur die Attraktivität Berlins als Arbeitsplatz. Die COVID-19-Pandemie hat uns allen darüber hinaus gezeigt, wie wichtig Telearbeit für ein erfolgreiches Krisenmanagement sein kann und welche Defizite die Berliner Verwaltung hier aufweist.
  • Durch sinkende Hürden sollen mehr Mitarbeitende ihr Recht auf Teilzeit wahrnehmen können. Ebenso soll die Möglichkeit einer Ausbildung in Teilzeit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie steigern.
  • Die Berliner Bevölkerung bildet eine vielfältige Gesellschaft. Eine ideale Berliner Verwaltung muss attraktiv für alle Berliner*innen sein, damit sie die gesellschaftlichen Strukturen der Stadt repräsentieren kann. Darum wollen wir Barrieren abbauen und Diskriminierungen am Arbeitsplatz reduzieren. Wir planen, Schlichtungsstellen zu stärken, durch Aufklärung für vermehrte Sensibilisierung zu werben sowie kulturellen Austausch am Arbeitsplatz zu fördern.
  • Eine umfassende Personalentwicklungsstrategie (s. u.) soll zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung beitragen und den Arbeitsalltag abwechslungsreicher gestalten.
  • Damit Berlin in Konkurrenz zu den Bundesbehörden bestehen kann, sollten die Gehälter der Berliner Verwaltung an die Bezahlung vergleichbarer Tätigkeiten bei Bundesbehörden angepasst werden. Nicht zuletzt wollen wir dadurch den Grundsatz „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!” stärken.

Die besten Köpfe für die Berliner Verwaltung gewinnen

Die technischen und individuellen Anforderungen an die Beschäftigten in der Verwaltung verändern sich rasant. Um auf die Zukunft Berlins vorbereitet zu sein, muss allen Verwaltungsmitarbeitenden ein umfassendes Weiterbildungsangebot gemacht und Positionen verstärkt nach Fähigkeiten besetzt werden.

Unsere konkreten Vorhaben lauten:

  • Bei der Einstellung neuer Mitarbeitender setzen wir uns dafür ein, künftig vermehrt ausländische Bildungsabschlüsse anzuerkennen. So wird sichergestellt, dass tatsächlich die besten Bewerbenden ausgewählt werden und niemand im Bewerbungsprozess aufgrund seiner Herkunft benachteiligt wird.
  • Der Wechsel zwischen einer beruflichen Tätigkeit in der Privatwirtschaft und der öffentlichen Verwaltung muss weiter vereinfacht werden. Dies gilt besonders bei Führungspositionen. Stellenausschreibungen sollen verstärkt praktische Kompetenzen und fachliche Erfahrungen in den Fokus stellen. Die darauf basierende Besoldung muss transparenter gestaltet werden.
  • Wir setzen uns dafür ein, die Möglichkeiten eines dualen Studiums innerhalb der Verwaltung auszubauen.
  • Wir wollen ein Austauschprogramm „Smart State” in Zusammenarbeit mit unseren europäischen Partnerländern, insbesondere Städtepartnerschaften, für den öffentlichen Dienst aufbauen. Dadurch sollen Angestellte des öffentlichen Dienstes Best Practices beispielsweise im Bereich der Digitalisierung vor Ort kennenlernen und übertragbare Ansätze im Anschluss in Berlin einbringen.
  • Die Veränderung der Berliner Verwaltung äußert sich insbesondere in Form der Digitalisierung. Um die Modernisierung der Stadt voranzutreiben, planen wir, dem öffentlichen Personal verstärkt Schulungen anzubieten, insbesondere im IT-Bereich. Wir setzen uns außerdem für die Ausweitung von Anti-Diskriminierungs-Trainings und Klimaschutz-Schulungen ein.
  • Durch Stationswechsel, also geplante Arbeitsplatzwechsel innerhalb der Verwaltung, erhalten Verwaltungsangestellte eine umfassendere Ausbildung und lernen ämterübergreifendes Denken. Neben dem persönlichen Nutzen als willkommene Abwechslung dient ein solcher Perspektivwechsel auch als Weiterbildungsmaßnahme und verbessert durch vermehrtes Netzwerken die interne Zusammenarbeit. Wir wollen die Hürden für Stationswechsel senken und Anreize dafür schaffen. Außerdem sollen Stationswechsel stärker in die Ausbildung angehender Führungskräfte einbezogen werden.
  • Durch flexiblere Aufstiegsmöglichkeiten und transparente Karrierepfade sollen Führungspositionen verstärkt mit den geeignetsten Kandidierenden besetzt werden. Insbesondere Führungskräfte, die in einer zielorientierten Verwaltung viel Verantwortung innehaben, müssen gezielt nach Talent, Fähigkeiten, Führungs- und Innovationsbereitschaft eingesetzt werden.

Fußnoten

Fußnoten
1 Verglichen mit Hamburg, das im Bundesländervergleich das zweitmeiste öffentliche Personal einsetzt, hat Berlin pro 1.000 Einwohner knapp sechs weitere Vollzeitbeschäftigte im öffentlichen Dienst.