Kapitel 4 | Abschnitt 4

Im vorschulischen Alter werden entscheidende kognitive, sozial-emotionale und sprachliche Grundlagen der Entwicklung gelegt. Versäumnisse können später nur schwer ausgeglichen werden. Es gibt einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen Investition in frühkindliche Bildung und dem volkswirtschaftlichen wie auch gesellschaftlichen Mehrwert. Mit der Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für alle Kinder nach Vollendung des ersten Lebensjahres und dem Gute-KiTa-Gesetz wurden bereits wichtige Impulse gesetzt. Allerdings wurden aus den Gesetzesvorhaben bisher zu wenige in die Praxis umgesetzt.[1]

Wir setzen uns ein für bessere Arbeitsbedingungen von Erzieher*innen, eine effiziente KiTaplatz-Vergabe und die Flexibilisierung der Betreuungszeiten.

Bessere Arbeitsbedingungen von Erzieher*innen

Der Beruf von Erzieher*innen ist für Volt ein fundamentaler Teil einer funktionierenden Gesellschaft und muss entsprechende Anerkennung und ein angemessenes Arbeitsumfeld erhalten.

Konkrete Maßnahmen zur Aufwertung des Berufs und Verbesserung der Arbeitsbedingungen sind folgende:

  • höheres Gehalt für Erzieher*innen, schon in der Ausbildung
  • kostenfreie Ausbildung von Erzieher*innen, auch bei freien Trägerschaften
  • Förderung von Weiterbildungen zur Stärkung der Bildungsqualität, Ausbau des lebenslangen Lernens und dem Aufzeigen von Entwicklungsmöglichkeiten
  • mehr Möglichkeiten der Mitgestaltung und Freiraum für Erzieher*innen in öffentlichen KiTas, neue Konzepte einzubringen und zu erproben
  • Förderung der Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Konzepte in KiTas
  • eine Überprüfung, ob das aktuelle und zukünftige Angebot an Ausbildungsplätzen für Erzieher*innen der erwarteten Nachfrage gerecht wird
  • Förderung eines höheren Anteils der Erzieher* (männlich und divers) durch passende Adressierung der Zielgruppe
  • die enge Zusammenarbeit mit Logopäd*innen und Sprachlehrkräften in KiTas
  • Anwendung verbindlicher Prüfverfahren mit anerkannten Standards zur Qualitätsfeststellung und Qualitätsentwicklung in KiTas und Krippen. Hierfür soll der Nationale Kriterienkatalog „Pädagogische Qualität in Tageseinrichtungen für Kinder“ (NKK) eingesetzt werden.[2] Als Prüfverfahren kommen für den Elementarbereich die Kindergarten-Einschätz-Skala (KES-RZ), für den Krippenbereich die Krippenskala (KRIPS) zum Einsatz.
  • Ziele bis 2025: Steigerung der personellen Ressourcen, sodass 80 % der Kinder unter drei Jahren und 100 % der Kinder über drei Jahre betreut werden können. Dabei soll der Personalschlüssel für Kinder unter drei Jahren bei 1:3 und bei Kindern über drei Jahre bei 1:7,5 liegen.

Effiziente KiTaplatz-Vergabe und Flexibilisierung der Betreuungszeiten

Flexible Betreuungszeiten an KiTas sind ein fundamentaler Teil einer gleichberechtigten Gesellschaft, in der nicht grundsätzlich ein Teil der Erziehungsberechtigten zu Hause bleiben muss, um den Erziehungsauftrag erfüllen zu können.

Volt plant folgende Maßnahmen:

  • vollständige Erfassung des tatsächlichen Bedarfs an KiTaplätzen in Berlin durch ein verständliches digitales System. Dies erleichtert die Vergabe freier Plätze über ein integriertes Meldesystem auf der KiTa-Navigator Plattform.
  • frühzeitige Anpassung und Bedarfsberechnung künftig benötigter KiTaplätze anhand der Geburtenzahlen
  • die Förderung von betrieblichen Trägerschaften. Abhängig von der Präferenz der Erziehungsberechtigten soll der KiTaplatz so nah wie möglich am Wohnort oder am Arbeitsplatz sein.
  • flexiblere und längere Kernzeitbetreuung an allen KiTas von 7 bis 18 Uhr und Ausbau der KiTa-Plätze mit Betreuung zu Randzeiten und am Wochenende
  • Entwicklung eines attraktiven Zuschlags-/Bonussystems, um Erzieher*innen entsprechend des zusätzlichen Aufwands zu entlohnen.
  • Der finanzielle und betreuerische Ausgleich für Erziehende muss effizient und unbürokratisch erfolgen, solange in Berlin ein KiTaplatzmangel herrscht. Dies muss auch ohne eine Klage möglich sein.

Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten

In England gibt es seit 1997 das Early Excellence Center, welches darauf abzielt, die individuelle Förderung der Kinder zu stärken. Erziehungsberechtigte werden hierbei in die Förderung der Entwicklungspotenziale und Lernbedürfnisse ihrer Kinder aktiv einbezogen, indem eine stärkere Vernetzung zwischen Erzieher*innen und dem familiären Umfeld der Kinder aufgebaut wird.[3] Das Pestalozzi-Fröbel-Haus in Berlin hat bereits ein pädagogisches Konzept, angelehnt an das englische Vorbild, erfolgreich umgesetzt. Diesen Ansatz möchten wir weiter ausbauen.

Best Practice

Fußnoten

Fußnoten
1 Vgl. Kitapersonal braucht bessere Arbeitsbedingungen: in: Bertelsmann Stiftung, 13.11.2020, [online] https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2019/september/kitapersonal-braucht-bessere-arbeitsbedingungen [13.11.2020].
2 Vgl. Dittrich, Irene/Katja Grenner/Andrea Hanisch/Jule Marx: Pädagogische Qualität in Tageseinrichtungen für Kinder: Ein Nationaler Kriterienkatalog, verlag das netz GmbH, 2016, S. 23.
3 Vgl. Unser pädagogisches Konzept Early Excellence, in: Pestalozzi-Fröbel-Haus, [online] https://www.pfh-berlin.de/de/early-excellence [22.12.2020].