Kapitel 4 | Abschnitt 7

Berlin besitzt eine breite Hochschullandschaft, die jedes Jahr tausende von Studierenden aus In- und Ausland in die Stadt zieht.

Wir sehen Hochschulen und Universitäten als einen essentiellen Baustein zum Erlernen von kritischem Denken und der Möglichkeit des breiten und tiefen Forschens. Hierbei steht für Volt die Freiheit der Forschung und die Förderung von Minderheiten im Vordergrund, um der gesamten Gesellschaft Zugang zu Wissen zu ermöglichen.

Progressive und reflektierte Bildungsinhalte 

Ein Ziel des Studiums ist das unabhängige, reflektierte und kritische Denken. Private Unternehmen haben in den letzten Jahrzehnten mehr Einfluss auf die Lerninhalte und Forschung an Universitäten und Hochschulen genommen, vor allem in naturwissenschaftlichen Fächern. Eine Ursache ist die Abhängigkeit von universitären Forschungseinrichtungen von externen Geldern. Eine enge Verzahnung von Forschung und Industrie kann in vielen Fällen förderlich sein, jedoch sollten Lerninhalte sowie Forschungsergebnisse davon unberührt bleiben.

Unsere Bildungsinhalte sind von lehrendem und forschendem Personal geprägt, in welchem Frauen und Minderheiten zu sehr unterrepräsentiert sind.[1] Dadurch ergibt sich unterbewusst ein Wissensaufbau aus einer Perspektive, die nicht unsere pluralistische Gesellschaft widerspiegelt. 

Diese Situation soll sich verbessern durch:

  • mehr Angebote für ein Studium Generale, welches fächerübergreifendes, transferierbares und progressives Lernen ermöglicht
  • ausreichend finanzielle Förderung von Forschung, um unabhängige Forschungsergebnisse zu gewährleisten
  • Erarbeitung von Richtlinien, wie privatwirtschaftliche Kooperationen mit Bildungsinstituten gelingen können, ohne die Unabhängigkeit von Lehrinhalten oder Forschungsergebnissen zu gefährden
  • verstärkte Beteiligung von Forschungseinrichtungen an Gewinnen, die durch Kooperationen mit der Wirtschaft entstehen
  • Förderung von wissenschaftlichen Arbeiten und Lehrmaterial, Autor*innen und Lehrkräften, die einen anderen als den westeuropa-zentrischen Blick auf Themen lehren und erforschen
  • die Ausarbeitung und Umsetzung von Personal- und Lehrkonzepten, die von einem vorurteilsfreien Blick auf die Kolonialzeit und heutige post-koloniale Strukturen geprägt sind
  • Integration von Klimaforschung und nachhaltigem Wirtschaften in alle universitären Curricula
  • Ausbau der strukturellen und finanziellen Förderung von Menschen mit Migrationshintergrund, Frauen, Minderheiten und Menschen mit Be_hinderung in Lehre und Forschung durch Erarbeitung von Gleichberechtigungskonzepten

Bessere Arbeitsbedingungen für Forschende und Doktorand*innen

Viele Doktorand*innen sind in Teilzeit und mit zeitlich befristeten Verträgen angestellt. Dies hat oftmals zur Folge, dass die eigentliche Verfassung der Dissertationen in der Freizeit” geschieht. Von der Forschung profitieren Lehrende und Einrichtungen, ohne dass Doktorand*innen eine angemessene Bezahlung erhalten. Folgen sind eine schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie, fehlende Zukunftsperspektiven und mangelnder Nachwuchs in der Forschung. Verträge sind immer noch zeitlich begrenzt, da die Gesetzgebung durch Teilzeitverträge umgangen wird und die Tarifsperre des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes diese Befristungen ermöglicht. Dadurch entstehen unsichere Berufsperspektiven, welche das Templiner Manifest beheben möchte.

Wir setzen uns für verbesserte Arbeitsbedingungen für Forschende und Doktorand*innen ein, insbesondere für eine gerechte Bezahlung, langfristige Arbeitsverträge sowie eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Fußnoten

Fußnoten
1 Vgl. Gender Datenreport 2018: in: Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/gender/kapitel/pdf/Gender_datenreport_2018.pdf.